Einzigartige Zielsetzung
Bisherige Stipendiant:innen
In Gedenken an einen herausragenden Autor der deutschsprachigen Literatur und zur Würdigung des bedeutenden Lebenswerks des saarländischen Schriftstellers Ludwig Harig vergibt das Ministerium für Bildung und Kultur (MBK) das Ludwig-Harig-Stipendium. Dieses Stipendium dient als Reise- und Recherchestipendium für aufstrebende Schriftsteller:innen.
Verena Boos (Rottweil, Ludwig-Harig-Stipendium 2019)
Ihr Romanprojekt „Nonette (Arbeitstitel)“ zeichnet ein deutsch-deutsches Familien-Epos nach, das von Spanien bis nach Schlesien reicht und eineinhalb Jahrhunderte umspannt. Basierend auf der realen Geschichte einer elsässischen Familie spannt sich der erzählerische Bogen über die Großregion Saar-Lor-Lux-Elsass-Rheinland-Pfalz. Analog zu Harigs Poetik der Erinnerung stellt sie nicht nur eine Familiengeschichte vor dem wechselvollen Hintergrund von Krieg und Verfolgung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts dar, sondern berührt auch aktuelle Themen wie den Ost-West-Konflikt oder die Arbeitsmigration in der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts.
Dominik Bollow (Berlin, Ludwig-Harig-Stipendium 2020)
Der Autor entwickelt in seinem Romanprojekt „Die Launen der Ziege (Arbeitstitel)“ eine Geschichte, die das Schicksal einer saarländischen Familie schildert. Diese verlässt nach Saarabstimmung 1955 und Anschluss des Saarlandes an die Bundesrepublik ihre vertraute Heimat und beginnt in Algerien und Marokko ein neues Leben– wie so viele Saarländer in den 1950er Jahren, die weit jenseits der Grenzen ihrer alten Heimat eine neue suchten. Bollow entwirft dabei eine Erzählung, deren zentrale Frage – wie verändern sich Menschen, die über bisher bekannte Grenzen hinausgehen und in einem völlig fremden Umfeld neu beginnen möchten – auch im 21. Jahrhundert eine ungebrochene Aktualität besitzt.
Martina Kieninger (Montevideo/Stuttgart, Ludwig-Harig-Stipendium 2021)
Mit dem Ludwig-Harig-Stipendium wird aktuell die Arbeit des Projekts „Rimbauds Holzbein oder Die große Schlacht von Saarbrücken“. Kieninger widmet sich sprachspielerisch und sprachschöpfend einem eindrucksvollen literarischen Experiment und wendet sich damit stark der Poetik Harigs zu. Spannend und dabei als Alleinstellungsmerkmal von Kieninger ist die enge Verbindung von Fragestellungen der Natur- und Technikwissenschaften – Chemie und Informatik – zu solchen der Ästhetik und genauer noch der Poetik. In ihrem unterstützten Projekt verbindet sie auf raffinierte Weise Verfahren der konkreten Poesie und Stuttgarter Schule mit der Narrativik und rekurriert auch – implizit – auf die Entwicklung der Harigschen Poetik (vom Sprachspiel zum autobiographischen Erzählen).
Gisela Hinsberger und Bernd Nixdorf (Aachen/Saarbrücken, Ludwig-Harig-Stipendium 2022)
„Gisela Hinsberger verfolgt mit ihrem literarischen Projekt „Montblanc“ einen Roman im Spannungsfeld machtgesellschaftlicher Strukturen und individueller Freiheit und Selbstverwirklichung. Der schwierige Aufstieg des Protagonisten aus der Enge eines saarländischen Dorfes in das Universitätsmilieu steht dabei im Mittelpunkt. Trotz universitären Erfolgs kann Martin die Eierschalen seiner Herkunft nicht abstreifen. Auf mehreren Zeitebenen spielend erzählt der Roman die Geschichte glaubwürdig, stilistisch überzeugend und nachvollziehbar; dies gilt auch für die Figur der Hauptperson. Die regionale Verortung im St. Wendeler Raum ist geschickt dargestellt, ebenso die Atmosphäre einer saarländischen Dorfgesellschaft wie auch das akademisch-intellektuelle Milieu eines universitären Instituts.“
„Bernd Nixdorf kündigt mit einem gelungenen assoziativen Ansatz ein starkes Projekt über einen Kunstfälscher an – „Hoppers letztes Idyll“. An verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten spielt sein literarisches Konzept mit unterschiedlichen Paaren aus Geschichte und Literatur. Im Themengegensatz Realität und eigenes reales Empfinden entwickelt der Autor ein ganz eigenes Narrativ, seine Notizen aus und über eine psychiatrische Anstalt sind ebenso spannend wie verschieden in Stil und Herangehensweise. Nixdorf entwickelt mit „Hoppers letztes Idyll“ ein vielversprechendes Konzept auch zum gesellschaftlichen Diskurs über den individuellen Sinn des Lebens.“
Natalie Buchholz (Schiltigheim, Ludwig-Harig-Stipendium 2023)
„Natalie Buchholz begibt sich mit dem deutsch-französischen Romanentwurf mit dem Arbeitstitel „Das Kamel“ auf Spurensuche in der Geschichte einer – nach außen hin intakten – tatsächlich aber bis in die Grundfesten erschütterten bürgerlichen, ja großbürgerlichen Familie. Diese kultiviert und verbreitet den schönen Schein über ihr in der Realität reichlich trübes tatsächliches (Da-)Sein. Buchholz findet dafür eine Sprache, die zwischen realistischer Lakonie, ironischen Untertönen und bisweilen humoristischen Digressionen changiert, um damit auch – in mehrfachem Sinne – an die Poetik Harigs anzuknüpfen. Das neue Projekt gräbt nun noch tiefer in einer Familiengeschichte, die die private Geschichte mit der großen Historie zu verbinden verspricht und erneut das Harigsche Erzählprojekt (etwa in „Ordnung ist das ganze Leben“) aufgreift und weiterschreibt.“
Text: https://www.saarland.de/mbk/DE/aktuelles/medieninformationen/2023/12/PM_231205-ausschreibung-ludwig-harig-stipendium
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