Festrede von Jessica Heide
Staatssekretärin für Bildung und Kultur

Sehr geehrte Frau Irmgard Rech, sehr geehrter Herr Prof. Sauder und Herr Dr. Gätje, liebe Familie von Ludwig Harig, sehr geehrter Herr Michael Adam und vielen Dank für die Einladung und freundliche Begrüßung an Sie, Herr Dr. Christian Harig,

ich freue mich sehr und es macht mich stolz, an dieser Veranstaltung zur offiziellen Gründung der Ludwig-Harig-Gesellschaft teilnehmen zu dürfen. 1972 beschreibt Ludwig Harig in „Die Biescher un es Läwe“, dass ein Leben ohne Bücher für ihn kein richtiges Leben wäre. Und das nicht nur als Lesender, sondern, zu unserem großen Glück, auch als Schreibender.

Der langjährige Korrespondent der Süddeutschen Zeitung Klaus Brill beschreibt im „EntdeckerMagazin“ zu Harigs 85. Geburtstag 2012, dass der Ausspruch von Harigs Vater „Do die Biescher, Do es Läwe“ für Ludwig nicht galt: „Seine Bücher und das Möbel, an dem er diese Bücher schreibt, sie stehen mittendrin im Leben“. So entstand ein „Oeuvre“ ein Gesamtwerk, welches ebenso von unbändiger Schaffenslust, großem Fleiß, von vielfältigen Kontakten und einer stetig wachsenden Anerkennung zeugt.

Beginnend seit Mitte der 50er Jahre schreibt er experimentelle Texte, sogenannte konkrete Poesie, im Umkreis der „Stuttgarter Schule“ um Max Bense. Seine in den 60er Jahren erscheinenden Hörspiele machten Ludwig Harig, zusammen mit Helmut Heißenhüttel, Paul Wühr und Max Bense zu einem der Erneuerer dieser Kunstform und Saarbrücken und den SR, neben Köln (WDR), zur Hochburg des „Neuen Hörspiels“. Seit Anfang der 70er Jahre wird Harigs Werk vom Münchner Hanser Verlag betreut. Dort erscheint 1977 der Sammelband „Die saarländische Freude“ und zahlreiche weitere Romane.

1986 gelingt ihm mit „Ordnung ist das ganze Leben – Roman meines Vaters“ der Durchbruch auf der großen literarischen Bühne. In seiner Rezension im Siegel Nr. 38 von 1986 adelt Fritz Rumler Harig dafür als „saarländischen Jean Paul“ und „Sänger der saarländischen Freude“.

Mir persönlich gefällt der Titel „Luftkutscher“ besonders gut, den seine Großmutter ihm verliehen hat. Ludwig Harig hat sich diesen Ehrentitel gerne als Berufsbezeichnung angeeignet: Wer durch die Lüfte kutschiert, der liebt das Abenteuer und die Leichtigkeit des Seins…

Es folgen weitere zeitgeschichtliche, biografische Romane:

• „Weh dem der aus der Reihe tanzt“ mit dem er seine eigene Geschichte als Junge und junger Mann im Dritten Reich beschreibt

• und in „Wer mit den Wölfen heult wird Wolf“ liefert Ludwig Harig ein beeindruckendes Bild der deutschen Nachkriegswirklichkeit im katholisch geprägten Saarland.

Insbesondere für diese biografischen Romane gilt, was Nils Minkmar in seinem Nachruf auf Ludwig Harig im „Spiegel“ 2018 formulierte: „Sein Werk ist immer aktueller geworden.“ Harigs Literatur stellt Fragen, die auch heute drängend sind:

• Wie lässt sich Heimat beschreiben, ohne in Heimatkitsch zu verfallen?

• Wie kann man das Eigene lieben, ohne das Fremde zu verachten?

2019, ein Jahr nach seinem Tod, wurde Harigs Werk „Wer mit den Wölfen heult, wird Wolf“ im Saarland in den Literaturkanon für das Fach Deutsch für die Oberstufe aufgenommen. In Erinnerung an Ludwig Harig als einen großen Autor der deutschsprachigen Literatur und in Würdigung seines Lebensweges lobt das Ministerium für Bildung und Kultur seit 2019 jährlich das Ludwig-Harig-Stipendium aus, das als eine besondere Hommage an das lebendige Erbe von Ludwig Harig gedacht ist.

Inspiriert von seiner unstillbaren Reiselust und der leidenschaftlichen Kunst, Erlebtes in Worte zu gießen, setzen wir uns zum Ziel, mit diesem Stipendium gezielt aufstrebende junge Autorinnen und Autoren zu unterstützen, die noch am Anfang ihres kreativen Weges stehen.

Heute geht mein besonderer Dank an Susanne und Martin Diemer, an Christian und Lukas Harig für ihr Engagement zur Gründung der Ludwig-Harig-Gesellschaft. Und natürlich allen, die sich in dieser Gesellschaft für die Bewahrung und Förderung des Literarischen Erbes Ludwig Harigs, einem großen Saarländer und wichtigen deutschsprachigen Autor, einsetzen. Ich wünsche Ihnen allen viel Erfolg dabei.